Deutschsprachiger Muslimkreis Ludwigshafen Mannheim
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Yunus (a.s.) Einsichten und Reflexionen

11/10/2016

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geschrieben von Ibrahim Aslandur
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DMK Ludwigshafen/Mannheim·Sonntag, 3. Juli 2016
Es ist sehr bezeichnend, dass Allahs Offenbarung, der edle Koran, in mehr als einem Drittel der in ihm beinhalteten Verse, Botschaften und Normen durch die Erzählung über die Gesandten Gottes (Frieden und Segen seinen auf ihnen) transportiert. Rund zweitausend Verse des Koran behandeln das Leben, die Leiden und Erfolge der Gesandten. Wie wichtig ist es also für einen Muslim diese Erzählungen zu kennen und sie zu reflektieren? Zweifellos sind diese Geschichten sehr bedeutsam! In dieser kurzen Schrift möchte ich an die Geschichte des Gesandten Yunus (a.s.) erinnern und mir selbst die Frage stellen: Was sagt die Geschichte von Yunus (a.s.) für uns im Hier und Jetzt aus?
Was kann ein Mensch, geboren und aufgewachsen in Deutschland, im 21. Jahrhundert aus der Geschichte Yunus (a.s.) lernen?
Doch vorab ein paar Eckdaten: Yunus (a.s.) wird im Gegensatz zu Yusuf oder Musa (a.s.) nicht besonders häufig im Koran erwähnt. Lediglich in neunzehn Versen wird an sein Leben erinnert. Trotz dessen hält seine Geschichte und die Botschaft, die sie transportiert, für jene die sich mit seiner Geschichte auseinanderzusetzen allerhand Schätze bereit. Islamische Historiker wie Imam Taberi oder Ibn Esîr teilen uns mit, dass Yunus (a.s.) in der Ortschaft Ninua (Ninive) nahe Mossul gelebt hat und auch zu dem dort lebenden Volk im Alter von 30 Jahren als Gesandter entsandt wurde. Seine Aufgabe war es das Wort Allahs zu verkünden, den Glauben an einen einzigen Gott zu lehren und die Menschen anzuspornen nur Allah zu dienen.
Die Sumerer, das Volk in dem Yunus (a.s.) gelebt hat und zu denen er sprach und sie ermahnte, ist ein althistorisches Volk. Sie hatten ihre eigene Sprache, ihre eigene Religion und Kultur und waren nicht bereit auf Yunus (a.s.) zu hören geschweige denn seine Botschaft anzunehmen. Nach geschlagenen 12 Jahren unermüdlicher Anstrengung und Überzeugungskunst, nehmen lediglich zwei Menschen die Botschaft Yunus (a.s.) an und stehen ihm zur Seite. Enttäuscht von seinem Volk und mit einer gewissen Frustration entscheidet sich Yunus (a.s.) für einen neuen Abschnitt in seiner Mission. Er beschließt sein Volk zu verlassen und ein anderes, gehorsames Volk zu finden, die womöglich auf seine Botschaft hören und diese akzeptieren würden. Allah berichtet uns diese Begebenheit mit folgenden Worten:

„Gedenke des Zu‘n-Nûn (Yunus), der erzürnt über sein Volk aus eigener Entscheidung von ihm fortging (…)“ (21:87)

So macht er sich auf den Weg möglichst weit weg von seinem Volk, den Sumerern, fortzukommen. An einer Küste angekommen beschließt er seine Reise per Schiff weiterzuführen. Doch die Fahrt währt nicht lange. Ein sturmartiger Wind führt, dazu dass das Schiff auf dem sich der Gesandte Yunus befindet kurz vor dem Kentern ist. Die Besatzung beschließt als rettende Maßnahme eine „Last“ über Bord zu werfen. Natürlich springt keiner freiwillig von Bord, zumal dies den sicheren Tod bedeuten würde. Also werden Lose gezogen. Wie man vielleicht ahnen kann, zieht Yunus (a.s.) den „Kürzeren“ und muss im offenen Meer über Bord gehen. Allah berichtet in der Surat Saffât im Vers 140-142:

„Auch Yunus war einer der Gesandten. Einst floh er auf ein vollbeladenes Schiff. Als er Lose warf, verlor er und wurde ins Meer geworfen. Und der große Fisch verschlang ihn (…)“

Im kalten Nass des Meeres wird Yunus (a.s.) von einem Fisch (Hût) verschluckt. Es ist naheliegend, dass es sich um einen großen Fisch gehandelt haben muss. Die Situation für Yunus (a.s.) scheint ausweglos. Im den Tiefen der Meere, gefangen im Bauch eines Fisches mit einem Gefühl der Trauer (Ghamm) beschreibt Allah seinen Zustand wie folgt:

„Da fand er sich in den Finsternissen und rief zu Uns (…)“ (21:87)

Im darauffolgenden Vers schildert uns der Erhabene die geistige Verfassung des Gesandten Yunus (a.s.) der in dieser beklemmenden Situation steckt. Das Wort, welches im 88. Vers der Surat Enbiya verwendet wird, um seine Verfassung zu beschreiben, ist das Wort „Ghamm“. „Al-Ghamm“ beschreibt eine Art der Trauer und Enttäuschung, die sich auf vergangene Geschehnisse und Fehlentscheidungen stützt. Ein Mensch der sich im Zustand des „Ghamm“ befindet, bereut zutiefst was in der Vergangenheit gemacht hat bzw. was geschehen ist. Doch ist diese Art der Trauer keinesfalls eine langanhaltende und selbstzerstörende Art der Trauer, sondern sie ist lediglich vorübergehend. Ein verwandtes Wort in der arabischen Sprache ist „Al-Ghamâmah“ (die Wolke). Als ein von der Wortwurzel „ghamma“ (verstecken) abstammendes Wort bezeichnet „Ghamâmah“ Wolken die die Sonnenstrahlen daran hindern an die Erdoberfläche zu gelangen. Sie werfen einen betrübenden Schatten auf die Erde. Doch diese Wolken tauchen auf und ziehen weiter und sind nicht langfristig vorhanden. So auch die Trauer „al-Ghamm“.

Die Ausweglosigkeit des Propheten Yunus (a.s.) beschreibt Allah auch mit einer interessanten bildlichen Metapher. Der Erhabene sagt nicht so etwas wie: „Yunus befand sich im Magen des Fisches“ oder „Er war im Bauch des Fisches“, sondern „Da fand er sich in den Finsternissen“. Im arabischen Original-Text wird das Wort „Dhulumât“ verwendet – also die Mehrzahl von „Dhulmah“ –„Finsternis“.

Aber warum in der Mehrzahl?

Angenommen Yunus (a.s.) würde sich durch den Bauch des Fisches durchschneiden: wäre er dann befreit? Noch lange nicht! Er befand sich in der Tiefe des Meeres, wie sollte er aus dieser Tiefe an die Oberfläche gelangen? Angenommen auch dies würde ihm gelingen, dann befände er sich immer noch mitten im Meer ohne jeglichen Schutz. Yunus (a.s.) befindet sich demnach nicht nur in einer Finsternis, sondern in mehreren ausweglosen Situationen gleichzeitig. Diese Lage wird ihm bewusst und er beginnt sein Verhalten zu reflektieren. Er denkt nach. Er ist kritisch mit sich selbst. Er wendet sich zu seinem Gebieter und sagt etwas unglaublich inspirierendes, welches gleichzeitig die Kernbotschaft seiner Geschichte im Koran wiedergibt:

„Es gibt keine Gottheit außer Dir alleine. Du bist Frei von allen Mängel und Fehler! Ich bin wahrlich einer der Ungerechten gewesen.“
(21:87)

Analysieren wir nun einmal dieses beeindruckende Geständnis einer so großartigen Persönlichkeit.

1. Yunus (a.s.) spricht zu Beginn eine wichtige Deklaration aus. Es ist die Deklaration „La ilaha illa Allah“ „Es gibt keine anbetungswürdige Gottheit außer Allah alleine!“. Es ist der erste Schritt für eine nennbare Verbesserung, für jeden der sich in Trauer (Ghamm) und in einer scheinbaren Ausweglosigkeit (Dhulumât) befindet. Bevor irgendeine Besserung stattfinden soll müssen die Prioritäten neu geordnet werden und diese wären: Allah ist mein Gebieter und ich bin Sein Diener. Meine Aufgabe ist... Allahs Wille ist... Nichts geschieht ohne Seine Einverständnis und keiner kann mir Helfen außer Er alleine.
Kurz: Der erste Baustein ist der Tauhid (Eingottglauben) und das Bekennen zu diesem.

2. „Subhânaka“- „Gepriesen seist du (O Allah)“. SubhânAllah ist im Grunde der Ausdruck, der nach dem Bekenntnis des Tauhid folgen muss. Mit den Worten SubhânAllah sagt man nichts anderes als: „Allah ist perfekt und Er alleine ist fehlerfrei“. Gleichzeitig akzeptiert Yunus (a.s.), obwohl er der geliebte Prophet Allahs ist, dass auch er Fehler machen kann und gemacht hat. Der zweite Schritt der Besserung ist demnach, dass der Mensch hinnimmt, dass er fehlbar ist und nur Allah alleine perfekt ist. Es scheint so, als ob der Mensch dazu neigt diesen wichtigen Punkt, den Yunus (a.s.) für uns formuliert zu vergessen. Wir müssen hinnehmen, dass kein Gelehrter, keine Rechtschule, kein System, keine Politik, keine Person perfekt und fehlerfrei ist! Diese Eigenschaft ist nur die des Schöpfers. Demnach ist es notwendig - ja sogar unabdingbar - wenn der Mensch als Individuum oder ein Kollektiv aus einer Trauer (Ghamm) und ausweglosen Situation (Dhulumat) kommen möchte, dass er kritisch mit seinen Handlungen, seinen Gewohnheiten und dem was er für „wahr“ hält, ist.

3. „Innî kuntu min adh-dhâlimîn“- „Zweifelsfrei war ich von den Ungerechten.“ Mit anderen Worten formuliert: „Ich habe falsch gehandelt.“
Was hat Yunus (a.s.) falsch gemacht? Er hatte sich doch einfach nur neu orientiert!? Sein Fehler war, dass er Ninua verlassen hatte, ohne dass Allah ihm dafür eine Erlaubnis erteilt hatte. Er hat seine Aufgabe nicht im vollen Maße erfüllt. Deshalb erkennt er: „Ich habe falsch gehandelt.“ Nun, Yunus (a.s.) könnte 1001 Gründe aufführen warum nicht er, sondern die Menschen aus Ninua Schuld waren an seiner Entscheidung sie zu verlassen. Hand aufs Herz: Würden wir nicht so argumentieren? Würden wir nicht beginnen in dieser Situation Ausreden zu finden, warum nicht uns, sondern anderen die Schuld treffen sollte? Sind nicht wir die Gemeinschaft, die immer wieder betont: „Nicht die Muslime sind Schuld an dieser Lage sondern schuldig sind die…!“ „Ich trage die Mitschuld!“. Diese Haltung, dieses Verständnis ist von Nöten, wenn sich etwas zum Besseren ändern soll. Versuche Deine Fehler zu identifizieren und nicht die der Anderen. Versuche Deine Fehltritte zu korrigieren und nicht die Fehltritte der Anderen. Wer selbstkritisch mit sich umgeht, dem verspricht Allah eine deutliche Verbesserung der gegenwärtigen Situation - sogar auf kollektiver Ebene. So erklärt uns der Erhabene im Koran

„ (…) Allah verändert den Zustand eines Volkes nicht eher, bis die Menschen ihren Zustand selbst geändert haben (…) “ (13:11)

„Wir warfen ihn dann Leidend in eine kahle Gegend. Und Wir ließen ein stammloses Gewächs über ihm wachsen und entsandten ihn zu mehr als hunderttausend Menschen. Sie glaubten an ihn. Wir ließen sie sich auch Unserer Gaben erfreuen bis zu einem bestimmten Zeitpunkt.“ (37:145-148)

Dies war also die Belohnung für sein kluges Verhalten. Als der Gesandte zurückkam, nahmen mehr als 100.000 Menschen den Glauben an. Stellt sich zum Ende die vielleicht unangenehme Frage: Was wäre wenn Yunus (a.s.) undankbar und voller Trotz im Bauch des Fisches auf seinen Fehler beharrt hätte und die Schuld bei anderen suchen würde, ohne Allah zu lobpreisen? Nun, auch zu diesem Punkt lässt Allah keine Zweifel offen:

„Und wäre er nicht einer der Lobpreisenden gewesen, wäre er sicher bis zum Tage der Auferstehung im Bauch des Fisches geblieben.“ (37:143-144)
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