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Was bedeutet es ein Flüchtlingskind zu sein?

23/8/2015

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geschrieben von Tuba
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Was bedeutet es ein Flüchtlingskind zu sein? Heißt es nur, dass man die Heimat verlassen musste, aus irgendwelchen Gründen, die man selbst noch nicht begreifen kann? Heißt es, dass man in einem Zimmer zu fünft leben muss, in einem Heim, abgeschottet von der Außenwelt? Heißt es, dass man nicht einmal mit kindergerechten Spielzeugen spielen kann? Heißt es, dass der einzige Spielplatz, der einem zur Verfügung gestellt wird, nur aus einer Rutsche und einem Sandkasten besteht und auf dem Boden tote Ratten liegen? Ist es das, was sie verdient haben? Nein! Definitiv nicht! Ich bin schockiert, als ich das Flüchtlingsheim betrete.
Hier sollen sich die Menschen ein Leben aufbauen? Wie denn? Aber klar, die sollen ja überhaupt froh sein, dass sie hierher kommen durften. Ist doch so, oder nicht? Glaubt mir, keiner dieser Menschen beschwert sich über ihre Lage, aber das muss noch lange nicht heißen, dass sie dort menschengerecht leben. Wir unterhalten uns mit einer Dame, die gut türkisch kann und sie sagt uns, dass niemand dieser Menschen hier ihre Heimat verlassen wollte. Sie selbst sei auch froh, hier sein zu dürfen, aber nichts würde die Heimat ersetzen. Sie bricht in Tränen aus. Ich schaue die Schwester neben mir an, ihre Augen haben sich auch gefüllt. Ich halte es nicht aus und gehe weg. Eine andere Dame aus Bosnien lädt uns in ihre „Wohnung“ ein. Eigentlich nur ein Zimmer, mit Kochnische und Badezimmer. Ähnlich wie unsere Studentenwohnheime, jedoch mit dem Unterschied, dass in diesem Zimmer mehr als nur eine Person lebt. Not macht erfinderisch, heißt es. Diese Dame zeigt uns, wie sie aus den Kabeln, die sie im Müll gefunden haben, ihren Fernseher angeschlossen haben. Ich kann nur mit dem Kopf schütteln. 
Ich gehe wieder raus auf den Hof. Die Kinder rennen durch die Gegend, spielen mit meinen Freunden. Sie lachen und schreien, springen auf uns. Sie strahlen Freude aus. Trotz allem strahlen sie wirklich Freude aus. Die Sehnsucht nach anderen Menschen ist ihnen ins Gesicht geschrieben. Sie nutzen die Zeit mit uns aus. Mir ist es dann auch egal, dass ich schon längst aus dem Alter raus bin auf dem Spielplatz zu spielen. Ich renne zu den Kleinen, setze mich in den Sand und vergrabe die Füße der kleinen Engel im Sand. Sie kichert leise vor sich hin, als sie ihre Füße aus dem Sand befreit. Einer jagt mich durch den ganzen Hof bis er mich schnappt, wiederum ein anderer taucht aus dem Nichts auf und drückt mich ganz lange und ganz fest. Er schaut mich an und sagt mir, dass er mich sehr mag. Ich bin verwundert, dass diese Kinder gar keine Hemmungen haben und so offen und herzlich mit uns umgehen. Nur einer fällt mir auf, der kein Wort spricht. Er ist leise, spielt zwar mit den Kindern, aber redet kein Wort mit uns. Ich versuche mich mit ihm zu unterhalten, jedoch vergeblich, er dreht sich um und geht. Seine Augen erzählen so einiges… Mir fällt noch ein Junge auf, er ist auch nicht zu übersehen, so auffällig verhält er sich. Er springt auf mich, rennt mir hinterher, spricht sehr gut deutsch. Eigentlich der einzige zwischen den ganzen Kindern, der sich ohne Probleme mit uns unterhalten kann. Irgendwann lässt er von mir ab und klammert sich an meinen Bruder. Er setzt sich auf seinen Schoß, zieht seine Jacke an, umarmt ihn immer wieder. Dann fängt er meinem Bruder an zu erzählen, dass er hier mit seiner Mutter und seinem Bruder lebt und dass der Vater in Afghanistan erschossen wurde. Er habe damals sehr geweint, sagt er. Mir fehlen die Worte, als ich das erfahre. Dass er darüber so offen spricht, verwundert mich noch mehr. 
Als die Zeit kommt uns zu verabschieden, fällt es mir sehr schwer. Ich versuche mein Lächeln nicht zu verlieren, doch was ich gesehen und gehört habe, trifft mich sehr. Wir versprechen den Kindern, dass wir noch einmal kommen werden und sie lassen uns gehen. 
Ich glaube jeder von uns muss sich die Zeit mal nehmen, um so eine Erfahrung zu machen. Es ist hart, es ist erschreckend, aber es ist notwendig und es macht einen auf der anderen Seite auch sehr glücklich. Wir wollten den Kindern ein Lächeln ins Gesicht zaubern, aber genau das Gegenteil ist passiert, die Kinder haben uns ein Lächeln ins Gesicht gezaubert.


Danke an DMK Ludwigshafen/Mannheim, durch die wir die Gelegenheit hatten, solch eine lehrreiche Erfahrung zu machen.
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